Pumas sind selten, Begegnungen mit ihnen sehr selten, Angriffe auf Menschen äußerst selten. Sorry, mit einem Vergleich mit anderen Wahrscheinlichkeiten kann ich gerade nicht dienen (sowas wie die Wahrscheinlichkeit im Lotto zu gewinnen, vom Blitz getroffen zu werden, mit dem Flugzeug abzustürzen), aber ich werde es recherchieren, versprochen. Und wenn ich daran denke, es auch veröffentlichen.
Meinen 5-tägigen W-Trek von West nach Ost habe ich mit knapp drei Wochen Vorlauf von Deutschland aus gebucht. Viele buchen Monate im Voraus, was besonders dann wichtig ist, wenn man nur ein enges Zeitfenster für einen Besuch hat. Ich hatte trotzdem das Gefühl, auch kurz vor knapp noch einige Optionen zu haben.

Eins jedenfalls wird schnell klar: die Trekkingtour durch diesen Nationalpark ist definitiv ein absolutes Highlight, aber leider auch ein sehr teures. Ich fasse die Kosten hier mal kurz zusammen, für Interessierte:
- Parkeintritt 47 USD (wenn man sich blöd anstellt, so wie ich, zahlt man diesen Eintritt nicht – wer mutig ist, kann es darauf anlegen, denn die Kontrollen sind vollkommen chaotisch)
- Campingplätze: 11 USD für Grey, 13 USD für Paine Grande, 154 USD für Francés, 50 USD für Central – nur im Camp Francés durfte ich nicht mein eigenenes Zelt aufbauen, da dafür kein Platz mehr war und deshalb der exorbitante Preis von 154 USD für NUR ein Zelt!
- Bus von Puerto Natales nach Pudeto (Ablegestelle des Katamarans) und von Laguna Amarga (Eingang zum Nationalpark) zurück nach Puerto Natales zwischen 12.000 und 15.000 CLP
- Katamaran von Pudeto nach Camp Paine Grande 25.000 CLP
(Wer den Beitrag zu Santa Cruz schon gelesen hat oder noch lesen sollte: inzwischen sind nur noch 5 Autos vor mir in der Schlange zum Tanken… Ich warte inzwischen seit knapp 45 Minuten in El Chaltén an der einzigen Tankstelle des Ortes.)


Um mir auf dem 5-tägigen Trek das Leben (im wahrsten Sinne des Wortes) leicht zu machen, habe ich einen Teil meines Gepäcks in meiner Unterkunft in Puerto Natales (Shoutout an dieser Stelle an das Hostel El Patagonico, mein absolutes Lieblingshostel bisher auf dieser Reise) gelassen und rationiert Essen für jeden Tag gepackt: zwei Fertigessen, die man mit heißem Wasser aufgießt (von TraveLunch, vegane Bolognese war mega!), Pasta für zwei Abende, Energieriegel, Kekse. Unterwegs konnte man zu überteuerten Preisen weitere Kekse (und anderes kaufen), aber nur auf die Kekse habe ich zurückgegriffen, als mentale Unterstützung an langen (und/oder nassen) Wandertagen. Es hätte an den Campingplätzen auch WLAN gegeben – für 9.000 CLP pro Stunde. Absurd! Da war ich dann wirklich froh, mein inReach dabei zu haben, um Krischan täglich Pings (lautmatelerisch) zu schicken, dass es mir gut geht.

Ich persönlich fand es schön den W-Trek von West nach Ost zu gehen, da ich an den ersten Tagen nur knapp 11 km und 450 Höhenmeter mit großem Rucksack gehen musste und das Highlight zum Schluss kam: der Aufstieg zum Mirador Las Torres, um die drei berühmten Torres Sud, Central und Norte zu sehen. Mein großer Rucksack wog so etwa 14 kg mit 2 l Wasser. Akzeptabel, aber ich habe schon ordentlich Muskelkater und Fußschmerzen gehabt, da ich vorher nicht trainiert habe – clever!
Das Wetter war abwechslungsreich wie die Landschaft: ein Tag gemischt, ein Tag perfektes Wetter, ein Tag mit etwas Regen, ein Tag mit viel Regen, ein Tag mit unfassbarem Wind, der mich mehrfach von den Füßen geholt hat. Das ist kein Witz. Glücklicherweise sind die Wege nie ausgesetzt, sodass man sich ernsthaft verletzen könnte, aber ein umgeknickter Fuß kommt da sicherlich immer mal zustande.
(… nur noch 2 Autos vor mir und 16 hinter mir)

Da es am Tag des Übergangs von Paine Grande nach Francés sehr stark regnete, verlegte ich kurzerhand den Aufstieg zum Mirador Francés auf den nächsten Tag. Die Aussicht auf den Cerro Paine Grande und seinen Gletscher Francés waren spektakulär und lohnenswert. Doch das Verlegen auf den nächsten Tag bedeutete, dass ich am 4. Tag des Treks 10 km ohne den großen Rucksack und 16 km mit großem Rucksack zurücklegen musste. Am Camp Central kam ich gegen 19 Uhr an, fiel um 22.30 Uhr ins Bett und stand um 1.30 Uhr wider auf, um um 2 Uhr zum Sonnenaufgang am Mirador de Las Torres zu starten. Der Aufstieg dauert knapp 4 Stunden, wenn man sehr zügig geht, denn es müssen 11 km und 950 Höhenmeter zurückgelegt werden. Ich kam pünktlich oben an, kuschelte mich in meinen Schlafsack (es war um die Uhrzeit natürlich eiskalt dort oben) und wartete zusammen mit knapp 80 anderen (das ist wenig für dort oben) auf rot angeleuchtete Berggipfel. Da es ein paar kleinere Wölkchen gab, war der Sonnenaufgang nicht ganz so spektakulär wie erhofft, und dennoch hat sich der nächtliche Aufstieg mehr als gelohnt.

Denn (Trommelwirbel), hier kommen die 10 Gründe, warum man vom Camp Central (oder Camp Chileno) zum Sonnenaufgang zu den Las Torres aufsteigen sollte:
- Der Sternenhimmel war der klarste, schönste und beeindruckendste, den ich in meinem Leben gesehen habe. Die Sternenhimmel in Clausthal und an der Mecklenburgischen Seenplatte (schon wieder eine Referenz zu Meck-Pom) kommen schon sehr nah dran, aber so deutlich habe ich die Milchstraße noch nie gesehen.
- Sternschnuppen. No more words.
- Die Tagestouristen kommen mit dem frühesten Bus gegen 8.30 Uhr an, und derer gibt es sehr, sehr viele.
- Der Aufstieg kurz vor dem Gipfel ist sehr steil und verblockt, sodass es praktisch nur einen Weg gibt. Wenn es tagsüber voll wird, gibt es Stau wie auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest (keine persönliche Referenz 😉 ). Das würde ich um jeden Preis vermeiden wollen.
- In meinem Fall war für morgens ab 9 Uhr leichter Regen angekündigt. Der kam auch, aber schon um 6.30 Uhr und in Massen. Der Weg hoch ist dann kein Spaß mehr, da es matschig und äußerst rutschig wird. Zudem hat man die schönen Torres dann nicht mehr sehen können, da es komplett zugezogen ist. Die Tagestouristen, die mir weiter unten entgegen kamen, taten mir wirklich leid.
- Nun zum wichtigsten Punkt, der auch in der Einleitung schon zur Sprache kam: Pumas sind Katzen und entsprechend nachtaktiv, d.h. um 2 Uhr nachts gibt es in der Theorie die Möglichkeit, einem zu begegnen. Auch, da zu dieser Uhrzeit vom Camp Central kaum jemand aufsteigt. Die meisten, die zum Sonnenaufgang aufsteigen wollen, übernachten am Camp Chileno, das knapp 1h 30 min weiter oben liegt.
- Und ja, ich bin einem Puma begegnet. Und ich habe mir vor Angst fast in die Hose gemacht. Ich war alleine unterwegs. Die nächsten Wanderer kamen etwa 5 Minuten nach mir – ich hatte ihre Stirnlampen vorher gesehen. Zwischen den reflektierenden Pumaaugen und meiner Stirnlampe lagen so etwa 10 Meter. Das war mir für eine Raubkatze und mein Leben ein bisschen zu wenig. Ich bin den Ratschlägen gefolgt, die ich am Campingplatz zufällig am Abend vorher überflogen hatte. Groß machen, z.B. mithilfe der Wanderstöcke, laut sein, langsam zurückziehen, Puma nicht aus den Augen lassen, nicht rennen (!). Es hat funktioniert, wie ihr seht, sonst hättet ihr nur noch in den Nachrichten von mir gelesen. Ich möchte aber dazu sagen, dass die Pumas hier sehr viele Guanacos zum Fressen vorfinden, und nicht auf Magerfleisch (danke, Imad, für die Zuschreibung) angewiesen sind 😉 .
- Puma
- Puma
- Puma
So, dann sind das auch 10 Punkte, wie oben versprochen. Und noch ein paar Fotos.








