Jetzt sind wir da. Mit Franzi habe ich ein paar Tage in Tel Aviv verbracht. Wir wollten uns akklimatisieren und uns ein wenig mit Israel vertraut machen. Dadurch war auf jeden Fall genug Zeit, festzustellen, dass es echt eine sehr große Umstellung ist – wirklich nichts lesen und verstehen zu können. Wir haben fünf total interessante Tage in Tel Aviv verbracht und dort die Stadt und den Strand angesehen, sind durch marode Straßen flaniert und haben Graffitis an den Wänden bewundert.

Tel Aviv ist die Wucht – es ist laut, es ist immer laut und anscheinend wird auch immer gebaut. Was ich in der ersten Nacht noch als angenehmen Großstadtlärm empfand wurde mit jeder weiteren Nacht einfach nur mehr zu Krach. Und dass die Katzen und Vögel das Dach neben unserem Schlafzimmerfenster als Ballraum, Boxring, Bordel und grundsätzlich guten Platz zum Abhängen nutzten, machte es nicht besser.

Die Stadt erfüllt, kurz gesagt, alle Ansprüche die man an eine moderne und überlastete Großstadt stellen kann. Darüber hinaus steckt hinter jeder Ecke ein neues Erlebnis. Wir hatten uns ein AirBnB im Stadtteil Florentine gesucht. Hip und trendig wurde der Stadtteil angekündigt mit viel Graffiti-Kunst und sehenswerten Ecken. Tatsächlich kann man die Wandkunst durchaus hervorheben, sie ist farbenfroh und vielschichtig. Am Freitag (was dem deutschen Samstag entspricht) hatten wir fast Mühe, noch einzukaufen, weil die Läden in dem um die Ecke gelegenen Levinsky Market nach unserem „Frühstück“ schon fast schlossen. Aber wir haben mit Händen und Füßen noch etwas Linsen in grün und in quitschgrün erstanden, sowie etwas Reis. Das sich die quitschgrünen Linsen hinterher als halbierte Erbsen und der Reis als Weizen herausstellte, hat uns nicht daran gehindert, ein leckeres Essen daraus zu kochen.

Wir haben auch zwei Nachmittag in der Altstadt („Jaffa“) verbracht, aus der auch die namensgebende Orange stammt und haben die alten Gemäuer bestaunt, den Blick über den modernen Teil Israels und den kleinen Hafen. Von unserer Unterkunft war es etwa 20 Minuten entfernt und bot ein schönen Kontrast zum modernen und hektischen Teil. Es war schön in den schmalen aber hohen Gassen der Altstadt zu schlendern oder auf der „Wunschbrücke“ aufs Meer zu schauen. Mein Highlight war ein Galeriebesitzer und Maler, der in seiner eigenen Galerie in einem winzigen Gässchen saß und zur Musik aus dem Laptop mit der Trompete improvisiert hat – man muss halt wissen wie man auf sich aufmerksam macht. Und in dem Fall war es sogar richtig gut – musikalisch wie künstlerisch.

Von unserem Appartement war es zum Strand nur ein kurzer Weg. In unserem Fall war der Weg bei Regen aber gefühlt doppelt so weit wie sonst. Das aber nicht nur wir ein Problem mit dem Regen hatten, wurde an dem Wochenende bei sintflutartigen Regenfällen klar. Die Stadt wurde förmlich weggespült. Wir hatten dabei „nur“ das Problem, dass uns Wasser durch das Fenster reinlief. Als die Gefahr mithilfe eines Hausmeisters gebannt war, haben wir uns auf den Weg zum Strand gemacht und haben unterwegs dann das volle Ausmaß des Unwetters erahnen können: vollgelaufene Geschäfte, abgesoffene Baustellen und aus den Medien haben wir dann erfahren, dass es sogar Opfer gab.

Und wir haben sehr lecker gegessen. Meist vom Markt direkt in den Topf oder von einem der zahlreichen Straßenständen. Am letzten Abend sind wir sogar in ein total hippes Restaurant gegangen, dass nur vegane Sachen aus der Region anbietet und bei dem die Gerichte sehr aufeinander abgestimmt sind. Und ich muss gestehen, dass ich das Essen auch enorm lecker fand. Es gab Süßkartoffeln an einem Kokosnuss-Gewürz-Couscous, pikante Gemüse-Tacos und vorweg Brot mit gegrillten Tomaten und Dip. Auch das „Barfood“ in einer der zwei Brauereien, die wir besucht haben war gut. Umgehauen hat mich auch das Sabich eines völlig unscheinbar wirkenden Strassenstandes nordöstlich des Carmel-Markets. In wunderbar grummeliger Weise wurde ein günstiges Sabich mit allerlei Köstlichkeiten zubereitet. Oder das leckere Hummus von „Hummus Beit Lehem“.

Am Dienstag sind wir dann zu unserer ersten Farm aufgebrochen.